Kinderwunsch und Schwangerschaft mit Depression
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Auswirkungen von Antidepressiva auf die Schwangerschaft

Kinderwunsch und Schwangerschaft mit Depression

Kinderwunsch & Schwangerschaft mit Depression

Eine Schwangerschaft ist für jede Frau eine besondere Erfahrung und eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Glücksgefühle, wenn zum ersten Mal das Kind auf dem Ultraschall zu erkennen ist, das Herz schlägt oder die ersten Tritte zu spüren sind; und dann natürlich auch die Angst, ob alles gut geht. Wenn Sie unter einer Depression leiden und auch medikamentös behandelt werden, dann werden diese unangenehmen Momente vielleicht auch schon bei den Planungen einer Schwangerschaft eine Rolle spielen. Was in der Planungsphase sowie während der Schwangerschaft mit einer Depression zu beachten ist, lesen Sie im folgenden Artikel.  

„Wir wünschen uns ein Kind – trotz Depression“

Vielleicht finden Sie sich in folgender Situation wieder: Sie haben die Diagnose Depression gestellt bekommen, nehmen täglich Antidepressiva ein und planen, schwanger zu werden. Nun fragen Sie sich, ob das mit Ihren Medikamenten überhaupt problemlos möglich ist und ob sich die Depression vielleicht auf die Schwangerschaft auswirkt? Keine Sorge, mit diesen Fragen bleiben Sie nicht allein: Besprechen Sie sich am besten mit Ihrem behandelnden Psychiater und Ihrem Gynäkologen, wenn Sie planen, Ihren Kinderwunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Insbesondere Ihr Psychiater wird zusammen mit Ihnen abstimmen, wie es mit der Einnahme der aktuell verschriebenen Antidepressiva weitergeht – denn es ist möglich, dass die Antidepressiva nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes haben können. Es wird dann abgewogen, inwieweit vielleicht doch eine medikamentöse Behandlung fortgeführt werden sollte, wenn z. B. mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass sich depressive Episoden ereignen werden oder ein schwerer Krankheitsverlauf vorliegt. Es ist völlig natürlich, wenn Sie, trotz der ärztlichen Einschätzung, innerlich hin- und hergerissen sind. Nehmen Sie sich die Zeit und reden Sie darüber mit Ihrem Partner, der Familie und Freunden. Suchen Sie sonst auch gezielt im Internet, nur auf vertrauenswürdigen Seiten,  nach Gleichgesinnten bzw. sprechen Sie jederzeit das Behandlerteam an, wenn Sie noch Fragen oder Zweifel haben sollten.1  

Sollte bei Ihrem Partner eine Depression vorliegen und er zum Zeitpunkt der Zeugung unter der Einnahme von Antidepressiva stehen, dann konnte bisher kein durch Medikamente hervorgerufenes erhöhtes Risiko für Fehlbildungen bestätigt werden.2  Dies zeigt auch eine große schwedischen Studie, bei der Männer vier Wochen vor und nach der Befruchtung Antidepressiva eingenommen hatten und deren Nachwuchs kein erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit, Missbildungen, Autismus und Lernschwierigkeiten hatte.3 

Schwangerschaft mit Antidepressiva

Antidepressiva können, wie viele andere Medikamente auch, einen Einfluss auf die Schwangerschaft haben: Wenn Antidepressiva eingenommen werden, können sie über den Mutterkuchen (Plazenta) in den Blutkreislauf des Kindes gelangen und sich darüber möglicherweise auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Einige Beobachtungsstudien legen die Vermutung nahe, dass unter anderem ein Zusammenhang bei der Einnahme von Antidepressiva mit einer kürzeren Schwangerschaft, einem geringeren Geburtsgewicht, reduziertem Wachstum des Kopfes und Autismus bestehen könnte.4  Die Ergebnisse einer anderen Studie deuteten darauf hin, dass das Risiko möglicherweise erhöht sein könnte, dass die Kinder später an einer psychiatrischen Erkrankung leiden werden.5  Ihre Ärzte werden die möglichen Risiken mit Ihnen besprechen und ein besonderes Auge auf Ihre Gesundheit sowie die ihres ungeborenen Kindes haben. 

Neben den Auswirkungen der Medikation auf die Schwangerschaft, müssen sich werdende Eltern mit Depression oft auch weiteren Ängsten stellen: Werde ich eine gute Mutter oder ein guter Vater sein trotz meiner Erkrankung? Was ist, wenn ich eine depressive Periode habe? Machen Sie solche Ängste nicht mit sich selbst aus, sondern sprechen Sie diese offen an: Bei Ihren Ärzten, entsprechenden Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen sowie in Ihrem familiären Umfeld. Mit der richtigen Unterstützung erscheinen diese Sorgen gar nicht mehr so groß und Sie können sich auf Ihren Familienzuwachs freuen.

Quellen:

1. Broich K et al. Antidepressiva in der Schwangerschaft – Eine Betrachtung aus regulatorischer Sicht. Psychopharmakotherapie. 2015; Heft 06. Auch unter: https://www.ppt-online.de/heftarchiv/2015/06/eine-betrachtung-aus-regulatorischer-sicht.html (letzter Aufruf: 11.04.2023).  
2. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Langzeitgabe von Antidepressiva – Informationen für Patientinnen/Patienten und Angehörige. Wien, 2012.
3. Viktorin A et al. Paternal use of antidepressants and offspring outcomes in Sweden: nationwide prospective cohort study. BMJ 2018;361:k2233 (von:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2019/daz-39-2019/spermien-in-gefahr)
4. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/76971/Antidepressiva-in-der-Schwangerschaft-Kein-Risiko-fuer-geistige-Beeintraechtigung-des-Nachwuchs (letzter Aufruf: 21.03.23).
5. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/78153/Antidepressiva-Einnahme-in-der-Schwangerschaft-koennte-psychische-Erkrankungen-der-Kinder-foerdern
(letzter Aufruf: 22.03.23).