Symptome von Depressionen im Alter erkennen
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Depressionen im Alter

Symptome von Depressionen im Alter erkennen

Sind Depressionen mit fortgeschrittenem Alter häufiger, als in jüngeren Jahren? Nein, während leichte Depressionen im „Alter“, also ab ca. 60-65 Jahren aufwärts sowie im „Hochalter“ bzw. „betagten Alter“ ab ca. 80 Jahren, in vergleichsweise höheren Raten vorkommen, treten schwere Depressionen bei Jüngeren und den beiden fortgeschrittenen Altersgruppen etwa gleich häufig auf. Allerdings wird angenommen, dass jeder dritte Bewohner einer Pflegeeinrichtung von einer depressiven Störung betroffen ist. Die Situation von älteren Menschen mit einer Depression ist also sehr heterogen, genauso wie das Symptomspektrum. 1,2

Depressionssymptome bei älteren Menschen

  • Antriebslosigkeit
  • Freudlosigkeit
  • Kognitive Defizite
  • Krankheitsängste

Depressionssymptome bei jüngeren Menschen

  • Selbstabwertende Gedanken
  • Schuldgefühle
  • Libidoverlust
  • Traurigkeit
  • Gereiztheit

Abb 1.: Unterscheidung nach Hauptsymptomen einer Depression bei Senioren und jüngeren Menschen (nach Quelle 1)

 

Sozialer Rückzug & Co. im Alter: Normal oder Depression?

Schwierig ist es, eine Depression im Alter zu erkennen. Insbesondere ein sozialer Rückzug muss nicht zwangsläufig eine Depression bedeuten. Wenn mit zunehmendem Alter Weggefährten sterben, werden soziale Kontakte weniger. Auch Immobilität oder andere Gebrechen können dazu beitragen, dass das soziale Leben eingeschränkt wird. Zusammen mit Antriebslosigkeit und Interessensverlust wird das von den Angehörigen meist als Alterserscheinung abgetan.1 Es ist ebenfalls denkbar, das ältere Menschen die Symptome bagatellisieren, weil sie in ihrer Kindheit, anders als heute, häufiger gelernt haben, dass das Funktionieren und nicht die Rücksichtnahme auf eigene Beschwerden oder sogar Gefühle im Vordergrund stehen sollte. Zum Altersfaktor kommt damit noch ein Generationenfaktor hinzu. Dagegen werden solche Parameter von Ärzten häufig als Depressionsanzeichen gewertet.1 Was stimmt nun?

Depressionen erkennen: 3 konkrete Fragen können helfen!

Wenn man eine Depression im Seniorenalter trotz dieser Schwierigkeiten erkennen möchte, sollte man sich beim Angehörigen nach folgenden Punkten erkundigen bzw. diese einschätzen:1

  1. Lebenszufriedenheit: Reicht dem Betroffenen sein soziales Netz oder wünscht er sich mehr Einbindung in den Freundes- und Familienkreis? Wie findet er die Gestaltung seiner Zeit/Tage: Erfüllend? Eintönig? Bestimmt von Medien, wie dem Fernseher?
  2. Interessensverlust/Verlust von Dingen, die früher Spaß gemacht haben: Besteht noch Neugier auf Dinge? Findet noch eine (regelmäßige) Teilnahme an Treffs, Versammlungen, Besuchen u.ä. statt? Wird noch Hobbys nachgegangen?
  3. Körpersprache: Ist die Mimik reduziert oder sogar versteinert? Wie ist die Körperhaltung: Gebückt? Schlaff? Niedergeschlagen? Wie ist die Sprache: Leise? Monoton? Verlangsamt?

Mit dieser Mischung aus konkreten Nachfragen, aber auch aus der Beobachtung der körperlichen Verfassung, können Rückschlüsse gezogen werden, ob ältere Menschen möglicherweise an einer (beginnenden) Depression leiden. Eine endgültige Diagnose kann aber erst durch einen Arzt bzw. Therapeuten gestellt werden. 

Depression oder Demenz: Wie funktioniert die Abgrenzung?

Eine besondere Schwierigkeit bei älteren Menschen kann es sein, eine Depression von einer Demenz zu unterscheiden. Allerdings können auch depressive Symptome ein erster Vorbote für eine Demenz sein. Doch müssen Sätze wie „Ich weiß nicht“ bei älteren Menschen nicht unbedingt auf eine Demenz hinweisen, sonden können auch bei Überforderung mit einer Situation geäußert werden.  Auch auftretende Sprech- und Denkhemmungen, Konzentrationsstörungen oder Klagen von Patienten über nachlassende Gedächtnisleistungen können Angehörige hellhörig machen. Mit folgenden Tipps kann geprüft werden, ob es sich eher um eine Demenz oder eine Depression handeln könnte:3
 

  • Desorientierung/Verwirrung: Dieses Verhalten spricht eher für eine Demenz statt für eine Depression. Bei Nachfragen nach Ort und Uhrzeit können die Betroffenen dann diese nicht mehr richtig zuordnen.
  • Leidensdruck: Lassen Symptome wie Antriebslosigkeit und Freudlosigkeit die Betroffenen über ihren Zustand klagen? Diese Beschwerden deuten dann eher auf eine Depression hin. Menschen mit einer Demenz versuchen eher, ihre Defizite zu verheimlichen.
  • Zeitfenster: Während sich eine Depression innerhalb weniger Wochen bemerkbar macht, ist eine demenzielle Erkrankung eher durch einen schleichenden Beginn über Monate hinweg geprägt.
  • Tagesrhythmus: Morgens eher gedrückte Stimmung (Morgentief) und gegen Abend aufgehellt? Das könnte ein Zeichen für eine Depression sein.

Auch hier gilt, dass eine gesicherte Diagnose nur von einem Arzt gestellt werden kann, der neben einem fachärztlichen psychiatrischen Interview des Patienten auch mittels Gerätemedizin (Untersuchung des Körpers durch verschiedene Verfahren) alternative Diagnosen ausschließt.3 
 

Fazit

Depressionen im Alter unterscheiden sich doch in einigen Punkten von den Anzeichen, die jüngere Patienten aufweisen. Allerdings ist es im Alter schwieriger, eine Depression zu diagnostizieren, z. B. weil 

  • Angehörige möglicherweise Symptome einer Depression als alterstypisch „normal“ einstufen oder
  • aufgrund der schwierigen Abgrenzungen zu anderen Krankheitsbildern, wie einer Demenz, falsche Schlüsse gezogen werden.3

Wird eine Depression diagnostiziert, profitieren auch ältere Menschen von einer therapeutischen Unterstützung und nehmen diese zu einem großen Teil in Anspruch.1
 

Photo by Renate Vanaga on Unsplash 

Quellen:

  1. Meißner T. Interview zum Europäischen Depressionstag: Warum Depression im Alter zugleich unter- und überschätzt wird. Springer Medizin, 2020.
  2. https://www.leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/altern-und-gesundheitsfoerderung/ (Letzter Aufruf: 06.11.2020).
  3. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/depression-in-verschiedenen-facetten/depression-im-alter (Letzter Aufruf: 22.10.2020).