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Vertraut mit Traurigkeit – Partnerschaft mit Depressionen

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Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen,

sondern das, was man bereit ist zu geben.

(Katherine Hepburn)

Freude und Lebenslust werden zu innerer Leere und Hoffnungslosigkeit – Eine Depression kann einen Menschen völlig verändern. In Angehörigen und dem eigenen Partner können Betroffene Halt finden. Was aber, wenn die Depression auch zunehmend für den Partner und die Beziehung zur Belastung wird?


Rückzug und Gefühllosigkeit - typische Symptome einer Depression

Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Konfliktmeidung, Schuldgefühle – oftmals sind es gerade zu Beginn einer Depression diese Gefühle, die dazu führen, dass Menschen mit Depression sich zunehmend zurückziehen. Dieses Verhalten bleibt von Angehörigen oder dem Partner nicht unbemerkt und bietet Raum für Missverständnisse und Fehlinterpretation. Denn der emotionale Rückzug aufgrund der Depression wird nicht selten vom Partner als Zurückweisung empfunden und kann dazu führen, dass beide Partner sich zunehmend voneinander entfernen.1 Trennungsgedanken sind eine der ersten Reaktion des Partners auf die Veränderungen innerhalb der Beziehung.2 Fast die Hälfte (45 %) aller Partnerschaften, in denen einer der Partner an einer Depression leidet, zerbricht.1 


Eine Depression aber beide Partner leiden

Eine Depression ist nicht nur für den depressiven Menschen eine hohe Belastung sondern auch für den Partner.1,2 Denn dabei zuzusehen, wie der geliebte Mensch sich in einem Nebel aus Hoffnungslosigkeit und Trauer einhüllt, kostet Kraft und kann sehr belasten. Nicht selten sieht sich der Partner mit einem Wechselbad der Gefühle konfrontiert: Verlust, Schuld, Trauer2 –– man möchte den geliebten, depressiven Menschen schonen und nicht überfordern, fühlt sich aber selbst zurückgewiesen und verantwortlich.  Dieses Gefühlskarussell kann dazu führen, dass auch der Partner ohne Depression zunehmend unter depressiven Verstimmungen leidet.2 Gerade aus diesem Grund, ist es wichtig beide Partner zu schützen.


Grenzen der eigenen Belastbarkeit kennen

Als Paar eine Depression gemeinsam zu überstehen, ist nicht leicht und ein langwieriger Prozess für beide Partner.2,3 Deshalb ist es enorm wichtig, dass die Depression des einen Partners nicht auf Kosten des anderen geht – das Wohlergehen beider Partner muss Beachtung finden.  Einfach mal eine Auszeit von der Depression des Partners nehmen – am besten ohne schlechtes Gewissen. An sich selbst denken und die eigenen Interessen nicht aus den Augen verlieren, sich selbst etwas Gutes tun, Kontakte im Freundeskreis pflegen und dem eigenen Hobby nachgehen, kann helfen durchzuatmen und Kraft zu schöpfen.3 Nicht nur für Menschen mit Depression ist Hilfe wichtig. Auch für den Partner kann ein Netzwerk aus Familienangehörigen, Freunden und Institutionen wie dem sozialpsychiatrischen Dienst eine wichtige Unterstützung sein.3 


Kommunikation zwischen Partnerschaft und Depression

Kommunikation ist in jeder Beziehung ein wichtiger Bestandteil. In einer Partnerschaft, in der einer unter einer Depression leidet, kann es schwierig sein, den richtigen Ton zu treffen. So kann ein gut gemeinter Ratschlag oder ein Aufmunterungsversuch dazu führen, die Schuldgefühle des depressiven Partners sogar noch zu verstärken, da dieser sich gar nicht erst in der Lage fühlt, die Anforderungen zu erfüllen.3 Man hört zwar, was der Partner sagt, versteht aber nicht, was er meint oder wie er es meint. Hier kann auch eine gemeinsame Paartherapie helfen, trotz Depression einander wieder besser zu verstehen.5 Eine glückliche Partnerschaft kann eine wertvolle Hilfe bei der Überwindung einer Depression sein.4 Aber auch ärztlicher Beistand ist wichtig. Beide Partner sollten sich darüber bewusst sein, dass eine Depression eine ernstzunehmende Krankheit ist, die behandelt werden sollte und somit auch immer in ärztliche Hände gehört.3

 

1. Sander C. Befragung „Volkskrankheit Depression – So denkt Deutschland“ Forschungszentrum Depression. Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Deutschland-Barometer Depression 2018. Verfügbar unter: https://www.deutschebahnstiftung.de/files/Bilder/Projekte/Depressionshilfe/Studie%20Deutschland-Barometer%20Depression%202018.pdf
2. Jeannette Bischkopf. Depression aus Angehörigenperspektive – Wie Partnerinnen und Partner die Krankheit erleben. Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung 2/04
3. Website der Stiftung Deutschen Depressionshilfe. Rat für Angehörige Depression. Verfügbar unter: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/rat-fuer-angehoerige
4. Bodenmann Kehl C, Behrends B & Bodemann G. Depression und Partnerschaft – ein Ratgeber. Klinische Psychologie Universität Zürich. Verfügbar unter https://www.psychologie.uzh.ch/dam/jcr:ffffffff-a3c5-274f-ffff-ffffbfc21673/Dep.pdf
5. Bischkopf J, Wittmund B & Angermeyer M. Alltag mit der Depression des Partners. Psychotherapeut 47, 11–15 (2002). https://doi.org/10.1007/s00278-001-0194-5