Strukturen im Alltag während der Covid-19-Pandemie für Betroffene einer Depression
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Covid-19-Pandemie: Mit Struktur gegen den Depressionsverstärker

Strukturen im Alltag während der Covid-19-Pandemie für Betroffene einer Depression

Im Februar sah die Welt noch anders aus: Die „dunkle“ Jahreszeit verabschiedete sich langsam, die Tage wurden länger. Für Menschen mit Depressionen ein guter Zeitpunkt, wieder aktiver zu werden, rauszugehen, die Tage wortwörtlich nicht (mehr) im Dunkeln zu beginnen und zu beenden – Doch dann kam alles anders.

Der neue „Alltag“ belastet

Auch wenn es wegen der Covid-19-Pandemie in Deutschland keinen „Lockdown“ oder gar eine Ausgangssperre gab, war die Kontaktsperre ein immenser Einschnitt in den Alltag – für alle, aber insbesondere für Menschen mit Depressionen. Mühsam erarbeitete Strukturen fielen von jetzt auf gleich weg. Plötzlich konnten keine Termine mehr bei der Therapeutin oder dem Therapeuten stattfinden und es war kurzfristig unklar, wie es weitergehen würde. Auch andere Austauschoptionen, wie z. B. Treffen von Selbsthilfegruppen, waren nicht mehr möglich. Eine für Patientinnen und Patienten mit einer depressiven Erkrankung schon vorher sehr belastende Situation, die durch die Einschränkungen noch verschärft wurde.

Damoklesschwert Isolation

Die Kontaktsperre bedeutete auch, dass regelmäßige Treffen mit Familie, Freundinnen und Freunden reduziert werden mussten oder sogar ganz darauf verzichtet werden musste. Viele von Depressionen Betroffene neigen aufgrund des Krankheitsbildes eher dazu, sich zu zurückzuziehen. Nun waren sie dazu gezwungen. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe berichtet, dass gerade der Anfang der Pandemie für die Patientinnen und Patienten sehr schwierig zu bewältigen war. Bei vielen habe sich dadurch die Depression verstärkt.

Zusätzliche Ängste

Auch ging bzw. geht die Pandemie mit neuen Ängsten einher: Je nach Branche kam es zu Kurzarbeit oder sogar Entlassungen. Aber auch Angst vor der Sorglosigkeit einzelner, z. B. Mitmenschen, die den Mund-Nase-Schutz nicht (korrekt) tragen und einer daraus resultierenden Ansteckung.

Neue Wege gehen

Während der Beginn der Pandemie und die damit einhergehenden notwendigen Maßnahmen uns alle unerwartet trafen, hat sich seitdem gezeigt, dass vieles auch auf anderen Wegen möglich ist – allem voran mit therapeutischen Video- und Telefonsprechstunden, um pandemieunabhängig eine regelmäßige Therapie zu ermöglichen.

Da der Virus noch nicht weg ist und auch die Infektionszahlen wieder steigen, finden Sie nachfolgend ein paar Ideen und Tipps für einen „neuen“ Alltag in Zeiten der Covid-19-Pandemie:

Sorgen Sie für Strukturen

Das A&O für viele Menschen mit Depressionen sind Strukturen – gerade in so besonderen Situationen wie der aktuellen Covid-19-Pandemie. Das kann Ihnen helfen, die Situation weniger negativ wahrzunehmen. Wichtig dabei: Sollten sich Strukturen verändern (müssen) oder bestimmte Ankerpunkte wegfallen, suchen Sie sich Unterstützung. Das muss nich unbedingt eine Person sein, Sie können auch das kostenlose Selbstmanagement-Programm der Deutschen Depressionshilfe nutzen (iFIghtDepression-Programm).

Im Beruf

Wer derzeit im Homeoffice arbeiten kann, ist vielleicht hin und wieder versucht, „mal eben schnell“ noch diese oder jene E-Mail zu beantworten, obwohl eigentlich schon Mittagszeit oder Feierabendzeit ist. Daher kann es hilfreich sein, wenn

  • Sie sich feste Arbeitszeiten vorgeben.
  • Sie die Mittagspause nicht ausfallen lassen.
  • Sie dafür sorgen können, dass Besprechungen rechtzeitig vor Feierabend stattfinden, damit dieser nicht gefährdet ist.
  • Sie z. B. an bestimmten Tagen direkt nach Feierabend einen Spaziergang machen, um bewusst den Arbeitsplatz zu Hause zu verlassen.
  • Sie ein Arbeitszimmer haben, bei dem Sie die Tür schließen können.
  • Sie nur so mit den Kolleginnen und Kollegen online kommunizieren, wie Sie es sonst im Büro machen würden.
  • Sie versuchen, Arbeit und Privatleben so strikt wie möglich zu trennen: Arbeitszeit ist Arbeitszeit und Freizeit ist Freizeit.

Privat

  • Gehen Sie zu Zeiten einkaufen, in denen wenig andere Menschen zu erwarten sind.
  • Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrer Familie und Freundinnen und Freunden. Nutzen Sie dafür auch Möglichkeiten wie Videokonferenzen.
  • Gönnen Sie sich bewusst Auszeiten von Informationen zur Pandemie.
  • Klären Sie mit Ihrer Therapeutin / Ihrem Therapeuten, ob Online-Sprechstunden bzw. -Therapiesitzungen möglich sind

 

Photo by Annie Spratt on Unsplash

Quellen:

  1. https://www.depressionsliga.de/nachrichten-beitrag/corona-digitale-hilfen-und-tipps-fuer-menschen-mit-depression.html (letzter Aufruf: 17.09.2020)
  2. https://www.aerztezeitung.de/Politik/Corona-und-Depression-Und-dann-zieht-man-sich-gruebelnd-ins-Bett-zurueck-408097.html (letzter Aufruf: 17.09.2020)
  3. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/depression?s=&p=1&n=1&nid=111178 (letzter Aufruf: 17.09.2020)
  4. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/corona (letzter Aufruf: 17.09.2020)
  5. https://www.springermedizin.de/covid-19/akute-depressive-episode/coronavirus-pandemie-verstaerkt-symptome-von-depression/18064208 (letzter Aufruf: 17.09.2020)
  6. https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Studie-Corona-Regeln-verstaerken-Depressionen,depression274.html (letzter Aufruf: 17.09.2020)
  7. https://www.spektrum.de/news/covid-19-was-hilft-menschen-mit-psychischen-stoerungen/1714054 (letzter Aufruf: 18.09.2020)
  8. https://www.psychologie-heute.de/gesundheit/40716-heraus-aus-der-corona-depression.html (letzter Aufruf: 18.09.2020)
  9. https://www.bmbf.de/de/corona-quarantaene-kann-angstzustaende-ausloesen-11142.html (letzter Aufruf: 18.09.2020)
  10. https://www.uni-giessen.de/fbz/fb06/hilfe_corona/was-tun/konsequenzen-covid-19 (letzter Aufruf: 18.09.2020)