Mehr als Babyblues
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Mehr als Babyblues: Depressionen rund um die Schwangerschaft

Mehr als Babyblues

Mehr als Babyblues: Depressionen rund um die Schwangerschaft

Schwangerschaft und Geburt sind eine Zeit des Wandels. Nicht nur der Körper verändert sich, auch die Psyche muss sich den neuen Umständen anpassen. Neben all der Freude über die kommende Zeit mit Kind können Frauen mitunter eine Gefühlsachterbahn erleben, die sehr belastend sein kann.

Was ist normal, was nicht?

Fast alle Frauen haben während der Schwangerschaft und auch nach der Entbindung Stimmungsschwankungen.1 Die Hormone stellen sich um und können so ein Auf und Ab aus Stimmungstiefs und Glücksgefühlen verursachen. Dieser sogenannte Babyblues ist nur vorübergehend. Es kann sich um Stunden nach der Geburt handeln, aber auch etwa bis eine Woche nach der Entbindung andauern. Meist startet der Babyblues gleichzeitig mit dem Milcheinschuss. Dauert dieser länger an und nehmen die starken negativen Gefühle überhand, kann das auf eine Depression hindeuten.  Eine Depression während oder nach der Schwangerschaft unterscheidet sich nicht grundsätzlich von Depressionen außerhalb dieser Zeit, jedoch sind die Symptome von der Schwangerschaft geprägt.  

Anzeichen einer Depressionen während und nach der Schwangerschaft:

•    anhaltendes Stimmungstief (tiefe Traurigkeit, häufiges Weinen)
•    Gleichgültigkeit gegenüber Dingen, die normalerweise Freude bereiten
•    Ängstlichkeit
•    Schlafstörungen
•    Appetitlosigkeit
•    Konzentrationsstörungen
•    Selbstzweifel
•    Grübeln

Sich Hilfe holen

Es ist wichtig, offen über Depressionen zu sprechen mit dem Partner, mit Ärzten oder der Hebamme. Auch unabhängige Beratungsstellen oder Hotlines können helfen, ihre Gefühle einzuordnen und sich Hilfe zu holen.

Viele Mütter schämen sich, wenn sie bemerken, dass sie sich nicht so über das Baby freuen können, wie sie oder ihr Umfeld es erwarten. Doch sich Unterstützung zu holen, ist kein Versagen.1 Ganz im Gegenteil: Sie zeigen, dass Sie sich verantwortungsbewusst gegenüber sich selbst und Ihrem Kind verhalten.

Therapeutische Maßnahmen

Zur Therapie einer Depression während und nach der Schwangerschaft stehen unterschiedliche Möglichkeiten bereit. Vielen hilft bereits eine professionelle Beratung oder Begleitung während bzw. nach der Schwangerschaft. Manche Frauen profitieren davon, sich mit anderen Betroffenen über ihre Gefühle austauschen. Auch eine psychotherapeutische Behandlung ist möglich, genauso wie eine medikamentöse Behandlung. Der Nutzen von Medikamenten muss sorgsam gegen mögliche Risiken abgewogen werden, insbesondere dann, wenn Sie das Neugeborene stillen.3,4 Oft ist eine Kombination unterschiedlicher therapeutischer Maßnahmen sinnvoll.

Was unterscheidet eine Schwangerschaftsdepression von einer Wochenbettdepression?5,6

Eine Schwangerschaftsdepression und eine Wochenbettdepression sind sich sehr ähnlich. Treten die Symptome länger als zwei Wochen auf, suchen Sie sich unbedingt ärztlichen Rat!

 

Schwangerschaftsdepression
Wochenbettdepression

Wann?

Vor der Geburt

Nach der Geburt

Wie lange?

Länger als zwei Wochen

Länger als zwei Wochen

Wie oft?

10-12 von 100 Frauen

10-15 von 100 Frauen

Risiken bei Nichtbehandlung für das Kind

Entwicklungsstörungen und Frühgeburt

Entwicklungsstörungen, Einfluss auf die Mutter-Kind-Beziehung

Risiken bei Nichtbehandlung für die Mutter

Wochenbettdepression

Einfluss auf die Mutter-Kind-Beziehung

Vorbeugung

  • Darüber reden!
  • Sich mit Menschen umgeben, die einem gut tun.
  • Sich Unterstützung holen.

Therapieresistente Depression

Nicht jede therapeutische Maßnahme schlägt sofort an. Manchmal dauert es eine Weile, bis sich die Stimmungslage bessert. Oder Sie können begleitende Maßnahmen hinzuziehen. Bei Medikamenten müssen Sie mit dem Arzt zusammen die richtige Dosis finden. Jeder Mensch und jede Depression ist verschieden. Sollten Sie auf ein Medikament  nicht ansprechen, kann ihr Arzt ein Medikament verschreiben, welches die Depression mit einem anderen Wirkmechanismus adressiert.

Schwangerschaftsdepression:

•    Und der Papa? Frauen mit einer Schwangerschafts- oder Wochenbettdepression sollten den Partner ebenfalls mit einbeziehen. Und auch Väter können während der Schwangerschaft oder nach der Entbindung ihrer Partnerin eine Depression entwickeln. Suchen Sie sich Hilfe, auch wenn sie selbst nicht schwanger sind oder entbunden haben.8

•    Niemand ist perfekt: In der Schwangerschaft bekommen Paare viel Rat von außen. Die werdenden Großeltern, Onkel und Tanten freuen sich mindestens genauso – stellen aber oft bewusst oder unbewusst Erwartungen auf. Die perfekten Eltern gibt es nicht – lassen Sie sich also nicht unter Druck setzen!

•    Sie sind nicht allein: Immer mehr Menschen stehen offen zu ihrer Depression und bekämpfen so das Stigma. Im Internet finden Sie Erfahrungsberichte vieler Frauen mit Schwangerschafts- und Wochenbettdepressionen. Auf Twitter tauschen sich depressive Menschen unter dem Hashtag #notjustsad aus.

Quellen:
  1. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/depression-in-verschiedenen-facetten/in-der-schwangerschaft-und-nach-der-geburt (letzter Aufruf: 25.1.2021)
  2. Bader A, Frisch U, Wirz-Justice I A, Riecher-Rössler A. Schwangerschafts­depression und deren Behandlung. Nervenarzt 2010;81:267–276.
  3. https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/depression-schwangerschaft-geburt (letzter Aufruf: 25.1.2021)
  4. DGPPN, BÄK, KBV, AWMF (Hrsg.) für die Leitliniengruppe Unipolare Depression*. S3-Leitlinie/Nationale Versor-gungsLeitlinie Unipolare Depression – Langfassung, 2. Auflage. Version 5. 2015 (letzter Aufruf: 25.1.2021). DOI: 10.6101/AZQ/000364. www.depression.versorgungsleitlinien.de
  5.  O'Hara MW, McCabe JE. Postpartum depression: current status and future directions. Annu Rev Clin Psychol 2013;9:379-407.
  6. https://www.gesundheitsinformation.de/depression-nach-der-geburt-was-kann-helfen.html (letzter Aufruf: 25.1.2021)
  7. https://oegpb.at/2019/05/27/therapieresistente-depression-2/ (letzter Aufruf: 25.1.2021)
  8. Paulson JF, Bazemore SD. Prenatal and postpartum depression in fathers and its association with maternal depression: a meta-analysis. Jama 2010;303(19):1961-9.