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Unausgesprochen: Wie eine Depression mitteilen?

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Depressionen sind nicht selten! Im Gegenteil: die Lebenszeitprävalenz, sprich das Risiko im Laufe seines Lebens an einer Depression zu erkranken, liegt zwischen 16–20 %.1 Aber kaum jemand spricht darüber.2 

Depression ernst nehmen, nicht (ver)schweigen

Oft leiden die Betroffen nicht nur unter den Symptomen der Depression, sondern auch unter ihren eigenen Vorurteilen und denen ihrer Mitmenschen.2 Genau das macht es vielen Betroffenen so schwer, offen über ihre Depression zu sprechen bzw. sich zu der Erkrankung zu bekennen – sie haben Angst vor Stigmatisierung.2 Denn Fehleinschätzungen, dass es sich bei einer Depression lediglich um eine Befindlichkeitsstörung oder übertriebene Sensibilität handelt, halten sich hartnäckig in der Gesellschaft.2 Das ist aber schlichtweg falsch – eine Depression ist eine Erkrankung, die man ernst nehmen muss und behandeln kann.1,2,3 Fachleute vermuten, dass die Ursache für die Entstehung einer Depression in einem Zusammenwirken von genetischen, neurobiologischen und psychosozialen Faktoren liegt.

Der erste Schritt: Depression erkennen

Eine Depression zu erkennen, ist nicht einfach. Der sogenannte „Zwei-Fragen-Test“ kann einen ersten Hinweis auf eine Depression geben:1

  1. Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos?
  2. Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?1 

Wenn die beiden folgenden Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, kann das auf eine Depression hindeuten und sollte von einem Arzt oder Psychotherapeuten genauer erfasst werden.1 

Der zweite Schritt: Anlaufstelle Arzt

Es ist wichtig, sich selbst klar zu machen: „Ich brauche mich nicht zu schämen!“ Schließlich schämt sich auch niemand, der mit Schmerzen einen Arzt aufsucht.2 Denn der wichtigste Schritt bei einer Depression ist der Gang zum Arzt.1 Vielen Patienten mit Depressionen fällt es leichter, zunächst mit dem Hausarzt zu sprechen, weil sie ihn kennen und ein Vertrauensverhältnis besteht. Wenn der Hausarzt als erste Anlaufstelle nicht in Frage kommt, können sich Betroffene auch direkt an einen Facharzt für Psychotherapie wenden.1 In Fällen, in denen der Gang zum Arzt oder Psychotherapeuten als zu großes Hindernis empfunden wird, kann es hilfreich sein, eine Person mitzunehmen, der man vertraut, die Mut macht und auch den Gang zum Arzt initiiert oder begleitet.1

Wem sag ich’s und wem besser nicht? 

Für das Gespräch zwischen Betroffenen und Angehörigen, Freunden, Arbeitskollegen und Vorgesetzten gibt es leider keine Blaupause. Hinderlich für das Gespräch sind in jedem Fall die starken Rückzugstendenzen depressiver Menschen bei zwischenmenschlichen Beziehungen, sowohl privat als auch beruflich.2 Die selbstgewählte Isolation der Betroffenen kann von Außenstehenden oft nicht eingeordnet werden.2 Dieses „Verstecken“ der Erkankung fordert von den Betroffenen viel Kraft und fördert zugleich die soziale Isolation.2 Dennoch muss jeder Mensch mit einer Depression für sich selbst entscheiden, wem er sich anvertraut.2 In vielen Fällen ist es sinnvoll, nach und nach das engere soziale Umfeld einzuweihen und mit Familie und Freunden in einem offenen Umgang gemeinsam über Unterstützungsmöglichkeiten nachzudenken.
Eine Depression hat oft auch Auswirkungen am Arbeistplatz.2 Das Vorschieben anderer Ursachen und das Krankschreiben von Woche zu Woche können für Misstrauen beim Arbeitgeber sorgen und den Betroffenen zusätzlich belasten.2 Ist der Vorgesetzte hingegen eingeweiht, besteht die Möglichkeit, den Arbeitsalltag anders zu planen und den Betroffenen dadurch zu entlasten.2 Andererseits kann das Gespräch mit dem Arbeitgeber auch dazu führen, dass man weniger anspruchsvolle Aufgaben bekommt, da der Vorgesetzte befürchtet den Arbeitnehmer zu überfordern.2 
Wichtig für den Betroffenen ist jedoch sich klar zu machen, dass fortwährende Überforderung und Konflikte am Arbeitsplatz der eigenen Genesung im Weg stehen.2 Im diesem Falle kann es sinnvoll sein, auch über eine berufliche Veränderung nachzudenken.2

 

  1. Unipolare Depression. Patientenleitlinie zur S3-Leitlinie/Nationalen Versorgungs Leitlinie. 2. Auflage, Version 2. Stand 2016 (letzter Aufruf: 26.05.2020).
  2. Erhard B und Margue F. Depressionen Ein Leitfaden für Betroffene und Angehörige. Deutsche DepressionsLiga e.V. Stand März 2018.
  3. Robert Koch-Institut. Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gemeinsam getragen von RKI und Destatis. RKI, Berlin 2015.