Mit Struktur gegen die Depression
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Mit Struktur gegen die Depression

Struktur gegen die Depression

Es ist so einfach, morgens im Bett liegenzubleiben und nicht aufzustehen, wenn keine Verpflichtungen auf einen warten.1 Viele Menschen, die mit psychischen Problemen wie einer Depression kämpfen, geben ihren geregelten Tagesablauf auf. Zu den typischen Symptomen einer Depression gehören Antriebslosigkeit, verringerter Appetit und Schlafprobleme, die alle einer täglichen Alltagsroutine im Weg stehen. Wenn die Betroffenen krank geschrieben werden oder längere Zeit nicht arbeiten können, fällt oft der letzte Anker weg, der eine gewisse Struktur im Alltag erzwungen hatte.

Feste Abläufe geben Halt

Was übrig bleibt sind leere Tage, in denen viel zu viel Zeit zum Grübeln zur Verfügung steht. Und je weniger wir tun, um so anstrengender empfinden wir es, wenn wir uns doch bewegen müssen. Deshalb empfehlen viele Betroffene aus der eigenen Erfahrung heraus, möglichst rasch wieder Struktur in den Alltag zu bringen, wenn sie verloren ging. Menschen sind Gewohnheitstiere: Immer gleiche Abläufe geben uns das Gefühl von Sicherheit. Und unser Körper bedankt sich für einen festen Tagesrhythmus z. B. mit einem besserem Schlafverhalten.

Wie sieht der ideale Tagesablauf aus?

Wann genau was erledigt wird, ist unwichtig. Hilfreich ist, morgens immer bis zu einer bestimmten Zeit aufzustehen und abends zu einer ähnlichen Zeit ins Bett zu gehen.1 Ein gestellter Wecker für den Morgen und Abendrituale, die das Einschlafen fördern, können dabei unterstützen. Dazu gehört, elektronische Geräte abends frühzeitig wegzulegen, sich mit einer Tasse Tee zu entspannen und vielleicht eine ruhige Musik aufzulegen.

Körperhygiene erscheint unwichtig, wenn man tagelang niemanden sieht, trotzdem ist es gut, Zähneputzen, eine Dusche und gelegentliches Haarewaschen ins Tagesprogramm mit aufzunehmen.1 Hausarbeit macht niemand gerne, aber es ist jedes Mal ein kleines Erfolgserlebnis, wenn der Müll runtergebracht oder die Spülmaschine ausgeräumt ist.

Eine große Hilfe ist es, den Tag anhand der drei „klassischen“ Mahlzeiten zu strukturieren. Nehmen Sie ein Frühstück, Mittagessen und Abendessen zu sich und decken Sie den Tisch, selbst wenn Sie alleine essen. Hier können Sie sich selbst Wertschätzung geben und so vielleicht das Essen auch mehr genießen.

Sport oder Bewegung an der frischen Luft tut gut – wenigstens einmal am Tag sollte jeder das Haus verlassen und Wind und Wetter im Gesicht spüren. Nicht zuletzt gehört zu jedem gelungenen Tag mindesten ein Programmpunkt, der einfach nur Freude macht.

 

Tipps für Betroffene2

  • Schreiben Sie eine tägliche To-do-Liste: Überlegen Sie, welche Programmpunkte jeden Tag für Sie dazugehören und schreiben Sie sie auf. Haken Sie täglich ab, was Sie erledigt haben – das gibt Ihnen das gute Gefühl, Ihr Leben im Griff zu haben.
  • Hängen Sie einen Terminkalender auf: Notieren Sie dort alle nicht täglichen Programmpunkte – Arzttermine genauso wie schöne Ereignisse.
  • Verabreden Sie sich: Leere Tage füllen sich am besten, indem man sich mit Menschen umgibt, die man mag. Verabreden Sie sich zum Beispiel auf einen Kaffee oder einen Spaziergang.

 

Tipps für Angehörige und Freunde3

  • Verständnis zeigen: Es sind Symptome der Depression, die es Betroffenen schwer machen, einen geregelten Tagesablauf einzuhalten und Strukturen aufrechtzuerhalten.
  • Angebote machen: Wenn Sie mit einem Betroffenen zusammenleben, hilft es sehr, wenn Ihr gemeinsamer Alltag feste Strukturen wie gemeinsame Mahlzeiten hat. Auch als guter Freund oder Angehöriger können Sie regelmäßig zum gemeinsamen Essen oder Sport- und Freizeitprogrammen einladen.
  • Kontakt halten: Soziale Beziehungen und Freundschaften sind für die meisten Menschen ein großer Halt und gehören zu den wichtigsten Strukturen im Leben. Auch wenn persönliche Treffen schwierig sind, weil Kontaktbeschränkungen bestehen oder eine weite Entfernung dagegensteht, kann man sich durch regelmäßige Telefonate oder elektronische Hilfsmittel nah fühlen.

 

Und ganz wichtig: Lassen Sie sich von Rückschlägen bei Ihren Vorhaben nicht entmutigen. Gehen Sie Ihre gesetzten „Aufgaben“ für den Tag Schritt für Schritt an und sollten Sie nicht alles schaffen, dann freuen Sie sich über die Dinge, die Sie erledigt haben – und wenn es nur ein Punkt auf Ihrer To-do-Liste ist.
 

Quellen:

1 https://www.depressiv-leben.de/depression-tagesablauf-strukturieren/ (letzter Aufruf: 23.11.2020).

2 https://ifightdepression.com/en/self-management-resources/daily-organisation (letzter Aufruf: 23.11.2020).

3 https://depression.aok.de/depression-und-alltag/antriebslosigkeit/was-koennen-sie-noch-tun/fester-tagesablauf/ (letzter Aufruf: 23.11.2020).